© Ruedi Aeschlimann
Schleiereule
Merkblätter
Schweizerische Vogelwarte, BirdLife Schweiz, Nos Oiseaux
Turmfalken & Schleiereulen fördern.
Spiess, M. & M. Schaad (2010)
Schweizerische Vogelwarte, Schweizer Vogelschutz SVS/BirdLife Schweiz
Elemente für Artenförderungsprogramme Vögel Schweiz
Die folgenden Informationen basieren auf dem Bericht von Spaar et al. (2012).
1. Hintergrundinformationen
Aktuelle Entwicklung von Verbreitung und Bestand
Die Schleiereule brütet in der Schweiz im Flachland nördlich der Alpen. Mit ganz wenigen Ausnahmen befinden sich die Brutplätze unterhalb 700 m ü.M. Dank einer Reihe von milden Wintern konnte die Schleiereule ihr Verbreitungsgebiet zwischen den 1970er- und 1990er-Jahren leicht Richtung Voralpen und in etwas höhere Lagen des Juras ausdehnen. In den letzten Jahren fluktuiert der Bestand stark.
Lebensraumansprüche
Das Vorkommen der Schleiereule ist abhängig vom Vorhandensein geeigneter Brutplätze und von Einständen nahe bei kleinsäugerreichen Jagdgebieten. Die Art jagt vorwiegend in offenem Gelände, aber kaum auf weiten baumlosen Flächen, sondern gerne am Rand von Siedlungen, entlang von Strassen, Wegen und Böschungen und in abwechslungsreichen Landschaftsteilen mit Hecken und anderen Strukturen. Die Brutplätze liegen fast ausnahmslos in leicht zugänglichen, störungsfreien halbdunklen Winkeln im Inneren einzelnstehender oder in Dörfern und Kleinstädten gelegener Gebäude. Die Art nimmt gerne Nistkästen an, vor allem in Scheunen und Bauernhäusern.
Gefährdung
Durch Gebäuderenovationen gehen nach wie vor Brutplätze verloren, und durch Überbauung und intensivierte landwirtschaftliche Nutzung werden bisherige Jagdgebiete unattraktiv. Der Strassenverkehr fordert zahlreiche Opfer. Der Schleiereulenbestand wird sich nur dann im heutigen Rahmen halten können, wenn die laufenden Aktivitäten zum Schutz und zur Förderung der Art weitergeführt werden.
Limitierende Faktoren
Angebot und Erreichbarkeit von Kleinsäugern, Verfügbarkeit von Brutplätzen inkl. Nistkästen. In den letzten Jahren verdichten sich die Hinweise, dass das dichte Strassennetz und als Folge davon die hohe Zahl der Verkehrsopfer limitierend wirkt.
Perspektive
Die Bestände der Schleiereule sind stark von den winterlichen Wetterbedingungen abhängig. Insbesondere eine länger dauernde Schneebedeckung führt zu starker Bestandsreduktion. Obwohl die Bereitschaft für die Erhaltung von Brutplätzen bei Renovationen gestiegen ist, gehen immer noch Brutplätze verloren. Dank den bereitgestellten Nisthilfen ist das Angebot an Nistplätzen in einigen Regionen kein limitierender Faktor. Ohne diese Förderungsmassnahmen würde sich die Situation der Art rasch verschlechtern.
Schutzstatus
Rote Liste CH: NT, potenziell gefährdet
Priorität CH: B2, potenziell gefährdete Art mit geringer internationaler Verantwortung der Schweiz
Konventionen: Berner Konvention: streng geschützt (Anhang 2)
2. Laufende Aktivitäten, Erfahrungen aus Schutz und Forschung
Laufende Schutzmassnahmen und Programme
Von verschiedenen Arbeitsgruppen werden z.T. umfangreiche Nistkastenprogramme betrieben.
Forschungsprogramme
- Im Rahmen des Integrierten Populationsmonitorings der Schweizerischen Vogelwarte sammeln ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Daten zur Populationsdynamik der Schleiereule.
- Eine Dissertation untersuchte die Auswirkungen von einer leicht erhöhten Corticosteronkonzentration, dem Hauptstresshormon bei Vögeln, in einem ökologischen Zusammenhang und zeigte, dass eine erhöhte Corticosteronkonzentration während weniger Tage grosse Auswirkungen auf die elterliche Fürsorge und die Entwicklung der Nestlinge haben und den Organismus auch dann noch beeinflussen, wenn die Stresshormone nicht mehr messbar erhöht sind (Schweizerische Vogelwarte, Universitäten Zürich und Lausanne).
Bekannte Artenförderungsmassnahmen national und international
Das Bereitstellen von Nisthilfen in weiträumigen Landwirtschaftsgebieten ist eine effiziente Methode zur Förderung der Schleiereule. Das Nahrungsangebot kann durch Massnahmen des ökologischen Ausgleichs (extensiv genutzte Wiesenstreifen, Brachen, Hecken), gestaffelte Mahd und Kleinstrukturen gefördert werden.
Notwendige Projekte (Artenförderung, Forschung, Monitoring)
- Die Zahl und Ausdehnung von extensiv bewirtschafteten Flächen soll erhöht werden.
- Das Monitoring und die Erfassung brutbiologischer Parameter sollen weitergeführt werden.
- Bessere Kenntnis der Voraussetzung für die Besetzung der Reviere und Nistplätze ergäbe Hinweise auf weitere Förderungsmöglichkeiten.