© Jari Peltomäki
Wachtelkönig
Merkblatt & Aktionsplan
Aktionsplan Wachtelkönig Schweiz.
Inderwildi E., L. Heer, L. Maumary, J. Laesser & W. Müller (2017).
Aktionsplan Wachtelkönig Schweiz. BirdLife Schweiz, Zürich.
Wachtelkönig – ein bedrohter Wiesenvogel.
Müller, W., S. Stucki, E. Inderwildi (2013)
Schweizer Vogelschutz SVS/BirdLife Schweiz
Elemente für Artenförderungsprogramme Vögel Schweiz
Die folgenden Informationen basieren auf dem Bericht von Spaar et al. (2012).
1. Hintergrundinformationen
Aktuelle Entwicklung von Verbreitung und Bestand
Bis zu Beginn des 20. Jahrhundert war der Wachtelkönig weit verbreitet. Danach erfolgte ein dramatischer Bestandseinbruch in weiten Teilen Europas. Heute werden rufende Männchen in der Schweiz in schwankender Zahl festgestellt. 1993–95 wurde der Bestand auf 1–13 Brutpaare geschätzt. Seit Beginn des Artenförderungsprogramms des SVS/BirdLife Schweiz im Jahre 1996 wurden je nach Jahr zwischen 12 (1998 und 2008) und 87 (2000) Rufer festgestellt. Davon sind im Durchschnitt knapp 60 % stationär (halten sich mindestens 5 Nächte an einem Ort auf). Sichere Brutnachweise sind schwer zu erhalten: Es gelangen maximal 12 im Jahr 2002. 46 % der Beobachtungen von 1996–2010 stammen aus dem Kanton Graubünden, insbesondere aus dem Unterengadin und dem Vorderrheintal.
Lebensraumansprüche
Besiedelt werden fast ausschliesslich extensiv genutzte, nicht zu dichtwüchsige Mähwiesen, teilweise auch Alpweiden. Bachläufe und feuchte Mulden, sowie Strukturen wie Büsche, Hecken, Einzelbäume oder Wiesenborde scheinen in vielen Fällen eine Rolle zu spielen.
Gefährdung
Intensive Bewirtschaftung der Wiesen mit ihren Konsequenzen: dichtere Bodenvegetation, häufige und grossflächige Mahd, immer früher werdende Schnitttermine (u.a. Ausmähen der Bruten), schnellere Mahdgeschwindigkeit (geringeres Entkommen von Altvögeln und Küken), Abnahme des Nahrungsangebots (Wirbellose). Grünlandumbruch zerstört potenzielle Habitate. Prädation durch Füchse und Katzen sowie nasskalte Witterung im Frühling können den Fortpflanzungserfolg beeinträchtigen. Negative Einflüsse im Überwinterungsgebiet sind möglich, ihre Auswirkungen jedoch nicht geklärt.
Limitierende Faktoren
Offene, extensiv genutzte und spät geschnittene Graslandschaften und Riedgebiete.
Perspektive
Die Perspektiven für eine Bestandserholung sind nicht schlecht, da der Wachtelkönig aufgrund seiner Reproduktionsrate und seines Zugverhaltens schnell auf positive Habitatveränderungen reagieren kann. Wegen der geringen Ortstreue der Art wird der Bestand wohl weiterhin grössere Schwankungen aufweisen.
Schutzstatus
Rote Liste CH: CR, vom Aussterben bedroht
Priorität CH: B2, gefährdete Art mit geringer internationaler Verantwortung der Schweiz
Konventionen: Berner Konvention: streng geschützt (Anhang 2)
2. Laufende Aktivitäten, Erfahrungen aus Schutz und Forschung
Laufende Schutzmassnahmen und Programme
Im Artenförderungsprogramm Wachtelkönig des SVS/BirdLife Schweiz werden potenzielle Vorkommensgebiete jährlich kontrolliert. Sind Rufer über eine bestimmte Zeit stationär, versucht der SVS/BirdLife Schweiz zusammen mit dem Kanton, beim Bewirtschafter der entsprechenden Fläche einen Aufschub der Mahd zu erreichen. Die Zahlungen für Ertragsverlust und Zusatzarbeit übernehmen in der Regel die Kantone.
Forschungsprogramme
- Die Bestandsentwicklung des Wachtelkönigs wird jährlich im Rahmen des Artenförderungsprogramms des SVS/BirdLife Schweiz erhoben.
- In der Romandie wurde die Raumnutzung an sendermarkierten Vögeln untersucht. Im übrigen Europa wurden umfangreiche Forschungsarbeiten am Wachtelkönig durchgeführt.
Bekannte Artenförderungsmassnahmen national und international
- Schnittzeitpunkt: Möglichst später Schnitttermin besiedelter Wiesen.
- Erhalt von Altgrasstreifen über den Winter in Gebieten mit hohem Potenzial.
- Angepasste Mähweise: langsam und vom Zentrum nach aussen oder an einem Wiesenrand beginnend und Streifenweise bis zur anderen Seite mähen.
- Schonende Mähwerke wie Balkenmäher.
- Zurückhaltender Düngereinsatz.
- Erhalt, Vergrösserung und Schaffung geeigneter und vielgestaltiger Bruthabitate.
Notwendige Projekte (Artenförderung, Forschung, Monitoring)
- Wiesenschutz: Extensivierung, angepasstes Schnittregime, später Schnitttermin, kein Düngereinsatz.
- Evaluation der aktuellen Eignung ehemals besiedelter Standorte.
- Erweiterung bestehender Lebensräume, Schaffung neuer Biotope.