© Mathias Schäf
Turmfalke
Merkblätter
Schweizerische Vogelwarte, BirdLife Schweiz, Nos Oiseaux
Turmfalken & Schleiereulen fördern.
Spiess, M. & M. Schaad (2010)
Schweizerische Vogelwarte, Schweizer Vogelschutz SVS/BirdLife Schweiz
Elemente für Artenförderungsprogramme Vögel Schweiz
Die folgenden Informationen basieren auf dem Bericht von Spaar et al. (2012).
1. Hintergrundinformationen
Aktuelle Entwicklung von Verbreitung und Bestand
Der Turmfalke besiedelt offene und teilweise offene Landschaften von den Niederungen bis in die alpine Stufe (Kulturlandschaften, Alpgebiete, Siedlungen). Die Art ist im Mittelland seit den 1960er-Jahren wesentlich seltener geworden, und der Fortpflanzungserfolg ging lokal zurück. In den letzten Jahren haben sich die Bestände vielerorts etwas erholt.
Neben einem ausreichenden und gut erreichbaren Nahrungsangebot spielen für die Bestandsentwicklung in den Niederungen die Witterungsverhältnisse im Winter eine gewisse Rolle, da die Mortalität bei Kälte und Schneelage grösser ist als bei milderen Verhältnissen.
Lebensraumansprüche
Der Turmfalke ist bei der Habitatwahl vielseitig und anpassungsfähig. Charakteristische Brutbiotope sind z.B. Landwirtschaftsflächen, in denen Feldgehölze, einzelne Bäume oder Feldscheunen Nistplätze bieten, ferner geschlossene Siedlungen bis zu Grossstädten, in denen Ruderalflächen oder – allenfalls mehrere Kilometer entfernte – Feldfluren Jagdmöglichkeiten bieten.
Gefährdung
Der Rückgang des Turmfalken in den Niederungen wird in erster Linie auf die intensivierte landwirtschaftliche Nutzung zurückgeführt. Raschwüchsige, dicht stehende Kulturen und die geringe Beutetierdichte im Ackerland schmälern den Jagderfolg. Regional dürften fehlende Nistmöglichkeiten für die geringe Dichte verantwortlich sein.
Limitierende Faktoren
Nebst dem Angebot und der Erreichbarkeit von Kleinsäugern bzw. der Dichte und Höhe der Bodenvegetation in der offenen und halboffenen Landschaft können fehlende Nistmöglichkeiten und Wartenangebote limitierend wirken.
Perspektive
Die Massnahmen des ökologischen Ausgleichs führen zu einer höheren Dichte an Kleinsäugern und Grossinsekten, von der der Turmfalke profitiert. Wegen der Zunahme milder Winter ist zudem die Wintersterblichkeit niedriger. Der Turmfalkenbestand wird sich aber nur dann im heutigen Rahmen halten oder wieder frühere Dichten erreichen, wenn die laufenden Aktivitäten zum Schutz und zur Förderung der Art weitergeführt und ausgedehnt werden.
Schutzstatus
Rote Liste CH: NT, potenziell gefährdet
Priorität CH: B2, potenziell gefährdete Art mit geringer internationaler Verantwortung der Schweiz
Konventionen: Berner Konvention: streng geschützt (Anhang 2)
Bonner Konvention: wandernde Vogelart, für die Abkommen zu schliessen sind (Anhang 2)
2. Laufende Aktivitäten, Erfahrungen aus Schutz und Forschung
Laufende Schutzmassnahmen und Programme
Von verschiedenen Arbeitsgruppen werden z.T. umfangreiche Nistkastenprogramme betrieben.
Die Schweizerische Vogelwarte und der SVS/BirdLife Schweiz publizierten 2010 ein Merkblatt zur Förderung von Turmfalke und Schleiereule zuhanden der Landwirte.
Forschungsprogramme
Im Rahmen des Integrierten Populationsmonitorings der Schweizerischen Vogelwarte und in Zusammenarbeit mit Arbeitsgruppen von ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern werden Daten zur Populationsdynamik des Turmfalken gesammelt.
Bekannte Artenförderungsmassnahmen national und international
- In Gebieten mit ausreichendem Nahrungsangebot kann die Bereitstellung von Nisthilfen zu einer Bestandszunahme führen und Paare, die in Nistkästen brüten, erzielen zudem wegen geringer Prädation und gutem Witterungsschutz eine höhere Nachwuchsrate.
- Die Anlage von Buntbrachen und extensiv genutzten Wiesen als ökologische Ausgleichsflächen erhöht die Dichte von Kleinsäugern und Grossinsekten. Der Verzicht auf Mähaufbereiter ermöglicht das Überleben der Beutetiere. Die gestaffelte Mahd erleichtert dem Turmfalken zudem den Zugang zur Nahrung. Wenn auch die nötigen Jagdwarten für den Turmfalken vorhanden sind, kann die Art davon profitieren.
- Jauchegruben sollen mit Vogelschreckbändern gesichert werden und bei offenen Viehtränken Ausstiegshilfen in Form von Holzstücken geschaffen werden, um diese Fallen zu entschärfen.Notwendige Projekte (Artenförderung, Forschung, Monitoring)
- Die Qualität und die Häufigkeit von extensiv bewirtschafteten Wiesen sollen erhöht und vermehrt Buntbrachen angelegt werden.
- Nistplatz- und Wartenangebot sollen erhöht werden.
- Das Monitoring und die Erfassung brutbiologischer Parameter sind weiter zu führen.