© Beat Rüegger

Rotmilan

Elemente für Artenförderungsprogramme Vögel Schweiz

Die folgenden Informationen basieren auf dem Bericht von Spaar et al. (2012).

1. Hintergrundinformationen

Aktuelle Entwicklung von Verbreitung und Bestand
Ähnlich wie in anderen Teilen Mitteleuropas konnte der Rotmilan im Verlaufe des 20. Jahrhunderts in der Schweiz sein Areal wieder ausweiten. Der Brutbestand wurde 1969 auf 90 Brutpaare, 1976 auf 150 BP, 1985–87 auf 235–300 BP, 1993–1996 auf 1000 BP und 2008 gar auf 1200–1500 BP geschätzt. Die Art dringt heute entlang des Alpennordhangs regelmässig in verschiedene grössere Täler vor und dürfte dort zum alljährlichen Brutvogel geworden sein. Die Zahl der Überwinterer an den Schlafplätzen zeigt eine langfristige Zunahme und betrug im Winter 2009/10 etwa 1400 Vögel. Im Gegensatz zum positiven Bestandstrend in der Schweiz ist die Bestandsentwicklung in Frankreich und in Teilen Deutschlands seit einigen Jahren negativ.

Lebensraumansprüche
Der Rotmilan besiedelt in der Schweiz abwechslungsreiche, aber überwiegend offene Landschaften, die mit Feldgehölzen und Wäldern durchsetzt sind. Seine Horste errichtet er bevorzugt an Waldrändern und in Feldgehölzen.

Gefährdung
Als wichtigste Gefährdungsursachen und Gründe für regionale Abnahmen gelten Lebensraumverlust durch Ausdehnung der Siedlungsgebiete und der Verkehrsträger sowie durch Flurbereinigungen, Rückgang des Nahrungsangebots als Folge der Ausräumung der Landschaft und der Intensivierung der Landwirtschaft (Ausdehnung der Ackerfläche, neue Kulturtypen wie Mais und Raps, Abnahme des Grünlandanteils, allgemeine Reduktion der Kleinsäugerbestände).
Rotmilane erleiden relativ oft Verluste an Stromleitungen und durch Strassenverkehr. Die Art scheint Windkraftanlagen stärker ausgesetzt zu sein, als andere Vogelarten, denn im benachbarten Ausland werden Rotmilane überproportional häufig als Schlagopfer gefunden. Störungen durch Freizeit­nutzung und Forstarbeiten können örtlich Bruten gefährden. Namentlich in Mittelmeerländern leidet die Art nach wie vor unter einer direkten, illegalen Verfolgung und unter dem Ausbringen vergifteter Köder. Die Art ist zudem anfällig auf akute Vergiftungen durch Pestizide. So haben z.B. Vergiftungsaktionen mit Bromadiolon gegen Wühlmäuse sowie mit Carbofuran gegen Insekten und Fadenwürmer massive negative Auswirkungen.
Den überwinternden Vögeln in Spanien stellten sich in den letzten Jahren neue Probleme, so u.a. der Wegfall vieler Kadaverplätze und Müllkippen, die Aufgabe traditioneller, extensiver Weidewirtschaft.

Limitierende Faktoren
Angebot an nahrungsreichen Kulturlandschaften, die an Wälder oder Feldgehölze grenzen. In Frankreich und Spanien wirkt offenbar sowohl im Sommer wie im Winter die hohe anthropogene Mortalität limitierend auf den Bestand.

Perspektive
Das Verbreitungsgebiet in der Schweiz geht seiner Sättigung entgegen, wobei regionale Neuansiedlungen (z.B. im Chablais und im Wallis) noch denkbar sind. Die Zunahme des Brutbestands lässt sich teils durch die Winterfütterung und die damit einhergehende Tendenz zur Überwinterung in der Schweiz erklären, was sich wahrscheinlich positiv auf die Überlebens­rate auswirkt. Die weitere Entwicklung wird namentlich auch von der Intensität der landwirtschaftlichen Nutzung sowie von der Situation im Winterquartier in Spanien und Südfrankreich abhängen. Die Erfahrungen in Nachbarländern, insbesondere in Deutschland und Frankreich zeigen, dass nach einer Bestandszunahme plötzliche starke Rückgänge nicht auszuschliessen sind.

Schutzstatus
Rote Liste CH: LC, nicht gefährdet
Priorität CH: B3, nicht gefährdete Art mit hoher internationaler Verantwortung der Schweiz
Konventionen: Berner Konvention: streng geschützt (Anhang 2)
Bonner Konvention: wandernde Vogelart, für die Abkommen zu schliessen sind (Anhang 2)

 2. Laufende Aktivitäten, Erfahrungen aus Schutz und Forschung

Laufende Schutzmassnahmen und Programme

Forschungsprogramme

Bekannte Artenförderungsmassnahmen national und international

Notwendige Projekte (Artenförderung, Forschung, Monitoring)