© Marcel Burkhardt

Lachmöwe

Elemente für Artenförderungsprogramme Vögel Schweiz

Die folgenden Informationen basieren auf dem Bericht von Spaar et al. (2012).

1. Hintergrundinformationen

Aktuelle Entwicklung von Verbreitung und Bestand
Die Zahl der Brutpaare sank zwischen 1984 und 2002 von 3495 auf 714. Im Zeitraum 2005–10 bewegte sie sich zwischen 834 und 985. Der aktuelle Bestand liegt momentan wohl wieder im Bereich der Grösse von ca. 1920, d.h. der Zeit, bevor riesige Nährstoffmengen in landwirtschaftliche Ökosysteme und die Gewässer gelangten. Die Zahl der Brutkolonien ist seit 1984 aufgrund von Hilfsmassnahmen (Brutflosse für Flussseeschwalben) leicht angestiegen. 2010 existierten 8 Kolonien an Gewässern bzw. in Feuchtgebieten mit Schwerpunkt am Neuenburgersee und im östlichen Mittelland. In den letzten Jahrzehnten wurde verschiedenenorts eine sehr geringe Jungenproduk­tion in traditionellen Kolonien festgestellt (Kaltbrunner Riet, Neeracherried, Vaumarcus, Fanel), mit kompletter Brutaufgabe in einzelnen Jahren aus unbekannten Gründen. Andererseits folgten z.B. im Neeracherried nach mehreren schlechten auch wieder gute Jahre mit hohem Bruterfolg. Die Kolonien im Kaltbrunner Riet und auf den Fanelinseln wurden inzwischen aufgegeben. Andernorts kam es zu Kolonie-Neugründungen.

Lebensraumansprüche
Lachmöwen nisten in der Schweiz ausschliesslich auf kleinen Inselchen, auf bultiger Vegetation in überspülten Riedflächen oder auf Inseln, Flossen und Plattformen, die vom Menschen errichtet wurden. Die Brutkolonien liegen an Stellen, welche für Boden­räuber (Fuchs, Iltis, Wildschwein, etc.) schwierig zu erreichen sind. Zur Nahrungs- und Futtersuche nutzen Lachmöwen zur Brutzeit kurzhalmige Wiesen, Weiden und Äcker sowie Grüngut- und Mülldeponien, welche bis zu 10 km von der Brutkolonie entfernt liegen können.

Gefährdung
Die Gefährdungsfaktoren sind nur ungenügend bekannt. Das beschränkte Angebot an geeigneten Brutplätzen limitiert den Brutbestand. Ebenfalls eine Rolle spielt dabei die Brutplatz-Konkurrenz mit der Mittelmeermöwe. Verschiedene Gründe spielen beim schlechten Bruterfolg eine Rolle: Wahrscheinlich ist ein verringertes Nahrungsangebot rund um die Kolonien mitverantwortlich. In der Kolonie am Greifensee gibt es Hinweise auf Totalverluste durch Salmonellen-Infektionen. In gewissen Kolonien scheint die Prädation den Bruterfolg stark zu beeinflussen und kann in gewissen Jahren sogar zu Totalausfällen führen. Störungen in den Brutkolonien (Erholungsbetrieb) stellen einen weiteren, potenziell wichtigen Gefährdungsfaktor dar. Ungünstige Witterung (Stürme, Hochwasser, Kälte) zur Brutzeit können ebenfalls grosse Ausfälle in den Brutkolonien bewirken.

Limitierende Faktoren
Beschränktes Nistplatzangebot, ungenügendes Nahrungsangebot in der Nähe der Brutkolonien, Nistplatzkonkurrenz sowie Prädation dürften in der Schweiz den Lachmöwen-Brutbestand limitieren.

Perspektive
Wenn keine geeigneten Massnahmen ergriffen werden, kann ein weiterer Rückgang des Brutbestands nicht ausgeschlossen werden. Dem Negativtrend könnte durch die Schaffung neuer Koloniestandorte (Zielgrösse: 15–25 Brutkolonien) begegnet werden. Dies wäre möglich durch das Ausbringen von Brutflossen oder Schaffung von künstlichen Kiesinseln an geeigneten Gewässern.

Schutzstatus
Rote Liste CH: EN, stark gefährdet
Priorität CH: B2, gefährdete Art mit geringer internationaler Verantwortung der Schweiz
Konventionen: Berner Konvention: geschützt (Anhang 3)

2. Laufende Aktivitäten, Erfahrungen aus Schutz und Forschung

Laufende Schutzmassnahmen und Programme
Im Rahmen einer Arbeitsgruppe "Lariden" werden Erfahrungen aus Schutz und Förderung periodisch diskutiert und ausgetauscht. Lokal versuchen Schutzgebietsbetreuer durch Neuschaffung von Kiesinseln (z.B. Rapperswil, Vaumarcus), bauliche Massnahmen und kleine Eingriffe die Brutmöglichkeiten zu verbessern. Mit Unterschlupfmöglichkeiten für die Küken soll das Prädationsrisiko verringert werden.

Forschungsprogramme

Bekannte Artenförderungsmassnahmen national und international
Mit künstlicher Brutinseln, -flossen oder -plattformen können neue Brutplätze geschaffen werden.

Notwendige Projekte (Artenförderung, Forschung, Monitoring)